Sonntag, 25. Oktober 2009

Coaching statt Nachhilfe - eine neue "Lern-Wundermethode"?

Unter der Rubrik „Praxistipps von Trainern und Beratern" ist im Gehirn und Geist Magazin 09/2009 ein Beitrag zum Thema : „Richtig fördern: Coaching statt Nachhilfe" erschienen. Zwei Leserbriefe vermelden ihr „Entsetzen" und üben heftige Kritik an der fehlenden wissenschaftlichen Grundlage des Beitrages. Sie werfen den Autoren Dilettantismus und Unwissenschaftlichkeit vor. Zu Recht, wie ich meine. Herr Christiani antwortet dazu:

"Wenn deutsche Bildungstheoretiker zur Feder greifen, wird es spannend: Sie plaudern über Prozesse, die sie nicht kennen, bezweifeln Ergebnisse, die ihnen nicht vorliegen und bestärken sich gegenseitig in Theorien, nach denen effektives Lernen sowieso nicht funktionieren kann." ...(weiter im Beitrag unten)

(weiter)

Montag, 12. Mai 2008

Handbuch der Pädagogischen Psychologie - eine wertvolle "Forbildungslektüre"

und ein hilfreiches Nachschlagewerk für die steigenden Anforderungen von ErzieherInnnen, Lehrkräften, Schulleitungen, Mentoren und Schulberatungsstellen:

Integrationsbemühungen von verhaltensschwierigen und sonderschulbedürftigen Kindern in Kindergärten und im Regelunterricht, stellen ErzieherInnen und Lehrkräfte vor anspruchsvolle, neue Aufgaben: Gutachten sind zu erstellen und Integrationsprogramme zu schreiben. Sprachlich retardierte Kinder sollen von ErzieherInnen gefördert werden und lernschwache Schüler mit Hilfe schriftlich dokumentierter Förderprogramme unterstützt werden.

Ständig wachsende weitere Aufgabenbereiche von LehrerInnen und ErzieherInnen, gehen zu Lasten der für die eigene Fortbildung verfügbaren Zeit. Das antiquierte, aus der Studienzeit stammende pädagogisch-psychologische Wissen - bedarf angesichts solcher Herausforderungen mehr als nur einer Aktualisierung. Für Betroffene sind insbesondere Zeit sparende Lösungen gefragt, denn:

Das Problem: Einzelstudien, zunehmende Spezialisierungen und Aufsplitterungstendenzen - auch in der pädagogischen Psychologie - erschweren den Zugang zu wichtigem alltagstauglichen Hintergrundwissen.
Fortbildungen für Erzieher und Lehrkräfte können nur Einzelaspekte aufgreifen, so dass eigene Bemühungen notwendig sind.


Das im März 2008 im Hogrefe Verlag neu erschienene Handbuch der Pädagogischen Psychologie bietet einen umfassenden, aktuellen und sprachlich leicht verständlichen Überblick zum aktuellen Stand des Faches.

Die 65 Themenbeiträge im Buch sind nach einer jeweils ähnlichen Struktur aufgebaut:
  • Klarer, transparenter Aufbau
  • leicht verständliche Sprache ohne überflüssigen "Fachjargon"
  • Merksätze
  • Definitionen
  • veranschaulichende Grafiken
  • Weiterführende Literatur zum Thema
  • Literaturliste Fachbücher,Fachartikel u. Studien
Im Anhang gibt es ein Autoren- und ein umfangreiches Sachregister

Jeder Themenbereich ist auf 10-12 Seiten komprimiert. Dadurch kann man sich schnell einen Überblick verschaffen. Wer gerne mit dem Internet arbeitet, bekommt passende Schlagworte für eine Online-Recherche. Die dargestellten Inhalte reichen aus, um Gutachten, Handlungen und Maßnahmen, Begründungen im Zusammenhang mit Lehramtsprüfungen und Schulinspektionen, entsprechend begründen zu können.

Im Unterschied zu Büchern aus der Pädagogischen Psychologie, welche vor ca. 20-30 Jahren herausgegeben wurden, zeichnet sich dieses Handbuch durch eine verständliche Sprache und an der pädagogischen Praxis orientierten Inhalte aus.

Für einen Preis von 59,90 € hat der Nutzer ein ständig verfügbares Nachschlagewerk und darüber hinaus ein Buch, welches manche pädagogische Entscheidung sowohl "wissenschaftlich" untermauern hilft, als auch in eine nützliche Richtung lenken kann.

Selbstverständlich ist das Buch auch ein hervorragendes Kompendium für Lehrende und Studierende des Faches "Psychologie".

Weitere Informationen zum Buch finden Sie auf den Seiten des Verlages:

Link zum Buch (Hogrefe Verlag)

Inhaltsverzeichnis (PDF-Datei):
(59K)

Einleitung (PDF-Datei):
(37K)
Leseprobe (PDF-Datei):
(132K)

Mittwoch, 9. April 2008

Lernen (6) Operantes Konditionieren - Ein Hund lernt Kommandos

Vielleicht haben Sie sich schon gefragt, warum hier ausgerechnet "Tiere" als Paradebeispiele für Lernvorgänge vorgestellt werden ? Sie möchten gerne wissen, wie der Mensch und nicht, wie das Tier lernt........

Weil die Grundlagen des Lernens bei Mensch und Tier gleich sind, stelle ich Ihnen die grundlegenden Vorgänge des Lernens auch am "Tierbeispiel" vor. Erstens kann dies - wie die vorangehenden Beispiele zeigen - sehr unterhaltsam sein. Und zweitens, da Tiere im Allgemeinen nicht in der Lage sind, über Dinge "nachzudenken", kann man die grundlegenden Lerntheorien daher auch am tierischen Lernen sehr viel besser verdeutlichen.

Heute geht es darum, wie man die gesehenen "Kunststücke" Tieren beibringen kann. Man braucht schon etwas Geduld, wie das im Video gezeigte Beispiel verdeutlicht:



Ich denke, dass ich an dieser Stelle nicht erklären muss, was hier "lernpsychologisch" gesehen geschieht, denn dies hat z.B. Martin Pietralla auf seiner Homepage zum Clickertraining bereits ausführlich getan:

Hier erklärt er, was man unter "operantem Verhalten" versteht und hier erklärt er warum das Tier überhaupt auf den Clicker reagiert.

Bianca Wittmann hat über dieses Thema eine Doktorarbeit geschrieben:

Bianca Wittmann, Diss. Magdeburg (2006)
Belohnung, Neuheitsdetektion und Gedächstnisbildung: Interaktion von dopaminergem Mittelhirn und medialem Temporallappen beim Menschen.

Hier gibt es die
Zusammenfassung und hier die ganze Doktorarbeit: Volltext

Montag, 7. April 2008

Lernen (5): Ein Papagei zeigt, was er alles kann - z.B. Golf spielen

Dieser Papagei kann einige Kunststücke. Er versteht die Kommandos, stellt sich tot, spielt Golf und Basketball.
Wichtig: Hören Sie genau zu, wie er ständig für die erfolgreichen Kunststücke gelobt wird.

Beim Lernen spielt das so genannte "Belohnungszentrum" eine große Rolle. Nicht nur unsere Haustiere, sondern auch wir selbst lernen sehr viel leichter und schneller, wenn wir für unsere Erfolge gelobt werden........Aber sehen Sie selbst:

Sonntag, 6. April 2008

Psychologisches Wunschkonzert

Auf der Suche nach anderen Psychologieblogs bin ich auf recht wenige Vertreter dieses Genres gestoßen.
Zunächst war dieser Blog mehr als "Nebenblog" speziell für psychologische Themen gedacht, welche insbesondere Erziehungswissenschaftler interessieren könnten. Es gibt ja genügend Blogger, welche über die Psychologie allgemein bloggen, so dachte ich. Das ist aber wohl so nicht zutreffend. So kam mir der Gedanke, diesen Blog thematisch zu "verbreitern" und Ihnen anzubieten, selbst Themen aus der Psychologie vorzuschlagen, welche Sie gerne in diesem Blog demnächst lesen würden.

Samstag, 29. März 2008

Lernen (4): Haubenkakadu tanzt mit "Choreographie" zur Musik

Heute kann ich Ihnen ein besonderes "Schmankerl" anbieten: verblüffend, wie dieser schmucke Vogel im Video seine Füßchen im Takt zur Musik bewegt, mit seinem kleinen Köpfchen wippt .......

Haben Vögel Rhythmusgefühl? Denn das braucht man , um diesen Tanz vorzuführen. Vermutlich hat sein(e) BesitzerIn fleißig mit ihm geübt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Und was heißt "Rhythmusgefühl" überhaupt? Wenn wir dem Vögelchen zuschauen, so sind seine Bewegungen genauso "getaktet", wie die Musik. Er schwingt synchron mit. Er kann dem Rhythmus der Musik folgen. Wie heißt es so schön: "Ein Rhythmus, wo man mit muss".... Ertappen Sie sich, wie Sie selbst anfangen, mitzuwippen?

Es macht riesig Spaß dem kleinen Kerlchen zuzuschauen.Bevor ich weiter auf die hier aufgeworfenen Fragen eingehe, genießen Sie erstmal diesen neuen "Augenschmaus":



Kommen wir wieder zurück zum zweifelsohne hier vorhandenen Gefühl für den Rhythmus und die passenden Bewegungen. Es gibt nämlich Menschen, welche - auch mit viel Übung - sich schwer tun im Rhythmus zu bewegen...Was weiß die Wissenschaft über diese Fähigkeiten?

Leider herzlich wenig. Das Verständnis und die Reaktion auf Musik und Rhythmus ist nach wie vor ein noch wenig erforschtes "Rätsel":

1. Rhythmus wird in der frühen Kindheit "eingeübt":

Zunächst kann ich eine Untersuchung anbieten, wonach die Fähigkeit einen Rhythmus zu spüren und zu interpretieren (d.h. betonte und weniger betonte Schläge voneinander unterscheiden zu können), bereits in der frühen Kindheit "eingeübt" wird. Das Wippen zum Rhythmus eines Liedes z.B. sorgt dafür, dass Kinder bestimmte Vorlieben entwickeln.
Ausführlich im Artikel von www.wissenschaft.de: wissenschaft.de - Hüpfen fürs Taktgefühl

2. Ein mangelndes Rhythmusgefühl ist (mit-)ursächlich für Leseschwäche

Die im Link vorgestellte Studie aus dem Jahre 2002 gibt Hinweise darauf, dass ein mangelndes Rhythmusgefühl dazu führen kann, dass Kinder sehr schwer lesen lernen. So stellten die Forscher fest, dass gute Leser im "Takt" bleiben, während die schlechten Leser den "Takt" nicht richtig erfassen können. Ich möchte diese Studie insoweit ergänzen, als dass es andererseits auch Studien gibt, welche belegen, dass Schüler mit Lese-/Rechtschreibschwäche (= Dylexie) eine deutlich schlechtere Hörfähigkeit haben. Diese könnte als Folge auch ein mangelndes Taktgefühl verursachen. Denn betonte und unbetonte Schläge voneinander zu unterscheiden, erfordert ein Mindestmaß an Hörfähigkeit. Bei dyslektischen Kindern ist die "Hörentwicklung" und die Hördiskriminationsfähigkeit oft nicht altersangemessen . Die Hörfähigkeit ist wichtig, um unterschiedliche, aber ähnlich klingende Laute unterscheiden zu können.
Auf die Entwicklung der Hörfähigkeit werde ich im nächsten Update auf meiner Homepage Neuropädagogik eingehen. Übrigens scheint es sich dabei einerseits um einen Reifungsprozess zu handeln, andererseits lässt sich die Hörwahrnehmung auch "trainieren". Musikalische Aktivitäten bereits im Kleinkind- und Vorschulalter dürften hier durchaus förderlich sein (=> Plastizität des Gehirns!).
Link zum erwähnten Beitrag:
NETZEITUNG | GEN UND MENSCH: Leseschwäche mangels Rhythmusgefühl: "Leseschwäche mangels Rhythmusgefühl

Und noch ein Beitrag zum Rhythmus auf wissenschaft.de. Hier geht es um die entspannende Wirkung von beruhigenden Rhythmen :

3. Langsame Rhythmen können helfen, die Atmung und den Herzschlag zu beruhigen

Musik ist gut fürs Herz. Das schließen Forscher aus Italien und England aus einer kleinen Studie an 24 Probanden. Mehr die Geschwindigkeit des Rhythmus und weniger die Stilrichtung des Stücks ist dabei maßgeblich für die Wirkung. So wirke langsame Musik beruhigend auf den Körper, während schnelle Stücke den Blutkreislauf des Zuhörers antreibe, schreiben Luciano Bernardi von der Universität in Pavia und Peter Sleight vom John-Radcliff-Krankenhaus in Oxford."
Ausführlich:
wissenschaft.de - Herzallerliebst: Musik

Meine Beiträge hier dürften nur eine Auswahl dessen sein, was zu diesem Thema geboten werden könnte. Sollte jemand hier noch etwas beisteuern können, nur zu ;-)

P.S.: Nun wurde ich von einem Fachmann informiert, dass es sich hier um einen Haubenkakadu handelt, d.h. eine Papageienart. Nymphensittiche seien farbig und auch kleiner. Aber auch diese Angabe - was die biologische Gattung anbetrifft - geschieht von mir hier ohne Gewähr ;-)