Sonntag, 24. Februar 2008

Hoppla! Schimpansen haben ein besseres Gedächtnis für Zahlen

*Pixelio- Bild von Babsnrw
Schimpansen können sich schneller und besser Zahlenreihen merken als Menschen. Das haben japanische Verhaltensforscher in Experimenten nachgewiesen, bei denen den menschlichen und tierischen Probanden an einem Bildschirm Zahlenmuster gezeigt
wurden. Die Affen konnten sich nach dem Ausblenden der Zahlen besser an deren Anordnung erinnern als die Studenten einer japanischen Universität. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen mit ihren kognitiven Fähigkeiten den Tieren nicht generell überlegen seien.
Zitat - Quelle: Newsticker "www.wissenschaft.de" Ausführlich: hier und bei Spektrum: hier

Ich meine, dass hier ein schönes Beispiel gegeben wird, wie "gekonnt" Forschungsergebnisse von Forschern in den Fokus der Medien gebracht werden und dabei auch "Verkürzungen" in Kauf genommen werden."Schimpansen haben ein besseres Gedächtnis für Zahlenreihen als der Mensch" .......wer kommt da nicht ins Staunen ! Müssen wir uns nun bezüglich unserer geistigen Fähigkeiten hinter den Schimpansen einordnen? Ein schrecklicher Gedanke - unsere überlegene Spezies rutscht auf Platz 2!!
Aber........

Wer das Kommentar aufmerksam liest, bleibt an der Bemerkung: "Diese Fähigkeit, Bilder in allen Details kurzzeitig im Gedächtnis zu behalten, wird immer wieder auch bei Kindern beobachtet...." hängen.

Also: Schimpansen haben doch kein besseres Gedächtnis als Menschen(kinder) ?

Wo liegt hier der Denkfehler?

Um die Ergebnisse richtig zu interpretieren erinnert sich vielleicht mancher daran, dass Entwicklungspsychologen nach Schuleintritt bei Kindern eine "Rückentwicklung" ihres hervorragenden Bildgedächtnisses beobachtet haben. Man denke nur daran, wie die "Kleinen" grundsätzlich jeden Erwachsenen bei jedem Memory-Spiel in die Ecke stellen. Also was soll man jetzt davon halten?Wo liegt hier der Fehler? Vielleicht daran, dass die Schimpansen - nach intensiver Übung der Fähigkeiten vergleichbar sind mit Vorschulkindern, aber nicht mit Erwachsenen?

Vielen Dank Don Quijote* für die Links zum Schimpansengedächtnis, denn nun kannst Du / können Sie hier dem Affen beim Zählen zuschauen. Und wer seine Fähigkeiten selbst einmal erproben möchte, kann hier mit etwas weniger Zahlen einmal "üben".

Wir haben ein paarmal das Video angeschaut, mit welchem Tempo dieser die 9! Quadrate in der richtigen Reihenfolge mit einer “affenartigen” Geschwindigkeit findet.
Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass der Affe bereits im Voraus weiß, in welcher Reihenfolge er die Quadrate antippen muss, d.h. er könnte die immer wiederkehrenden Folgen auch auswendig gelernt haben. Vermutlich heißt es auch hier wieder. Traue keiner Forschung, die Du nicht selbst gefälscht hast. Ob es sich hier um echte und ernsthafte Forschung handelt und nicht um einen Fake - vermutlich werden wir es nicht erfahren. Zumindest widerspricht dieses Ergebnis, den Erkenntnissen der “menschlichen” psychologischen und neurowissenschaftlichen Gedächtnisforschung wonach der Mensch max. 5-7 Items im “Hirn” behalten kann.

Don Quijote geht davon aus, dass es sich um einen seriösen Forschungsbericht handelt und empfiehlt:
Hier ein Artikel aus dem Guardian dazu, den ich auf die Schnelle gefunden habe. Interessant ist, dass Ayumu anscheinend die Ausnahme war. Ältere Affen (so einer wäre ich auch) hatten viel mehr Schwierigkeiten und waren um einiges langsamer. Die kurze Zeit die er brauchte um die Zahlen zu erkennen scheint die Forscher auch überrascht zu haben. (Hervorhebungen von mir)
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Auf den Blog von Don Quijote* möchte ich an dieser Stelle aufmerksam machen: Seine Blogbeschreibung:
"In den meisten Blogs wird Politik vor allem aus einer aktivistischen Perspektive kommentiert und internationale Politik kommt sowieso viel zu kurz. Es gibt kaum Sozialwissenschaftliche Blogs auf Deutsch. Schweizer scheinen allgemein rar zu sein in der Blogosphäre. Dieses Blog ist ein bescheidener Versuch in dieser Nische zu schreiben."

Samstag, 23. Februar 2008

Lach Dich gesund: Von der Gelotologie zur Lachtherapie und Lachyoga

Die Kommerzialisierung der Gelotologie: Zunehmend entwickeln sich Wissenschaftsdiziplinen, welche bestimmte Aspekte unseres Menschseins zur Grundlage ihrer Forschungsdisziplin erklären. Ergebnisse aus diesen Disziplinen führen gerne zu Verallgemeinerungen, ein Teilaspekt "menschlichen Reagierens und Funktionierens" wird "hochgerechnet" auf den Menschen als Ganzen. Und schon gibt es wieder eine neue Möglichkeit gutgläubigen Laien vollmundige Wirkungsversprechen zu machen und ihnen den Geldbeutel zu erleichtern:
Abb.: Pixelio 218496 - OpaRolf

Zum Bericht aus der Wochenzeitung "Die Welt":

Zitat: Warum Lachen gesund und glücklich macht
Die Medizin ist kostenlos und frei von Nebenwirkungen: Lachen ist gesund – das beweisen immer mehr Studien. Mit einem kurzen "Haha Hihi" ist es jedoch nicht getan. Je länger und je öfter man lacht, desto intensiver sind die Effekte - und die sind erstaunlich heilsam.
Wissenschaftlich untersuchte und bestätigte Wirkungen:
  • Reduktion der Stresshormone Adrenalin und Kortisol
  • Ausschüttung Glückshormon Serotonin
  • Stärkung der Immunabwehr: Aktivierung der T-Lymphozyten
  • Aktivierung Gamma-Interferon (soll die Vermehrung von Tumorzellen verhindern)
Behauptete Wirkungen der Lachtherapeuten( Zitat - ausführlich: hier)
  • anhaltende Verbesserung der Grundstimmung (heiterer, optimistischer)
  • stress-entlastende, entspannende Wirkung; man wird besser mit den Belastungen des täglichen Lebens fertig
  • in Gruppen und Teams anhaltende positive Veränderungen des sozialen Klimas
  • bei regelmäßigem Training am Arbeits- oder Ausbildungsplatz Förderung der Motivation und der Verbundenheit mit den Kollegen/Innen und der Firma, Schule, usw.
  • körperliche Gesundheit:
    wenn durch regelmäßiges hoho-haha Training eine dauerhafte Verbesserung der Grundstimmung erreicht wird,
  • können dadurch negative Effekte von Sorgen, Deprimiertheit und Stressbelastung auf die körperliche Gesundheit verhindert oder zumindest abgeschwächt werden
  • dadurch sind Verbesserungen des körperlichen Wohlbefindens, in Krankheitsverläufen und Genesungsprozessen möglich
    vor allem kann erwartet werden: Erleichterung bei (chronischen) Schmerzen, Blutdruckregulierung
  • bei Schwerkranken kann häufiges Lachen durch das schöne Erlebnis während des Lachens, durch Ablenkung und durch eine längerfristige Verbesserung der Grundstimmung wesentlich zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen
    Voraussetzung für diese Wirkungen ist regelmäßiges Training, bei dem auch regelmäßig ein Zustand der Erheiterung erreicht wird.
  • weitere Effekte können unter Umständen dadurch erzielt werden, dass Lach-Yoga Übungen mit einer zumindest geringfügigen körperlichen Betätigung und einer verstärkten Atmung verbunden sind. ( Zitat Ende)
Schlussfolgerungen der Lachtherapeuten: Lachen als "Therapie" bewirkt eine Steigerung der Immunabwehr, baut den Streß ab und eine "Selbstmedikation" bei Depressionen
==> Entstehung eines neuen "gewinnbringenden Moduls auf dem "Psychomarkt"
  • Ausbildung zum Lachtherapeuten
  • Lachseminare, veranstaltet von ausgebildeten Lachtherapeuten
Wirkungsversprechen der Lachtherapeuten zum "Lach-Yoga" (Zitat):
"Körperliche und seelische Gesundheit wird genauso gefördert wie mentale Energien. Durch das Lachen finden wir leichter Zugang zu Kreativität, Intuition und unbewußten Potentialen. Humor, Kontaktfreude und gegenseitige Akzeptanz werden entwickelt und verstärkt.
Indem die Gefühlsebene aktiviert wird, entsteht ein liebevollerer Umgang mit sich selbst und auch mit unseren Mitmenschen. Die Abwehrkräfte des Körpers werden gestärkt und die Lebensfreude wird erhöht.""Jeder kann die einfachen Übungen erlernen. Lachen hat keine schädlichen Nebenwirkungen." (außer für Asthmatiker, schwer herzkranke Patienten - seltene Fälle des "Totlachens") Ausführlicher hier
"Lach-Therapie" kostenlos und frei von Nebenwirkungen ;-)):
Die "Zeit" zum Thema Lachen im Fernsehen: hier

Kommentar und Kritik:
Merkwürdig ist, dass hier "nur" ein Teilaspekt des Menschseins, das "Lachen", zu therapeutischen Zwecken genutzt wird und dennoch der Anspruch an Ganzheitlichkeit gestellt wird. Lachen wird künstlich produziert und in Seminaren geübt. Ja richtig, das Lachen ansich ist kaum schädlich. Außer für einige Asthmatiker, die manchen Lachanfall mit einem Asthmaanfall quittiert bekommen. Sie müssen ihr Glücksempfinden auf anderem Wege "produzieren", oder besser leben, als innere Einstellung und nicht nur als äußerlich wahrnehmbares Phänomen.
Betrachten wir die wissenschaftlichen Ergebnisse der Gelotologen und die behaupteten Wirkungen der Lachtherapeuten und Seminaranbieter, so fällt auf, dass die angenommenen Wirkungen der Therapeuten weit über das hinaus gehen, was die Wissenschaftler festgestellt haben.
Nun bekommt das Lachen Wirkungen zugeschrieben, welche - wissenschaftlich belegt - nur bestimmte weitaus komplexere Therapieformen der kassenzugelassenen Psychotherapie zu leisten vermögen.

An der Schnittstelle "Lachen um das Leben zu bereichern" und "Lachen als Therapie" liegt auch meine Kritik am "kommerzialisierten Lachen", nämlich:
Familiäre Probleme, Depressionen, chronische Schmerzen, die Situation am Arbeitsplatz und die komplexe psychische Belastung chronisch Kranker lässt sich nicht einfach "weglachen", wie dies die Lachtherapeuten suggerieren möchten.
In den genannten Bereichen kann "lachen" sicherlich nützlich sein, aber die Dinge sind zu komplex, als dass sich hiermit "therapeutische Effekte" erzielen ließen im Sinne einer Behebung der familiären Probleme, Depressionen und Schmerzen etc.
Die o.g. Betroffenen haben Anspruch auf eine weit wirkungsvollere Therapie und die Kosten werden von gemeinnützigen Einrichtungen (Familienberatungsstellen) und/oder von der Krankenkasse übernommen.

FAZIT:
Wer das "Lachen" erst in Seminaren lernen muss, hat meines Erachtes so große Probleme, dass eine Therapie am Symptom nicht mehr ausreicht. Den größten Nutzen dieser Therapie allerdings ziehen ohne Zweifel die Lachtherapeuten selbst........