Montag, 12. Mai 2008

Handbuch der Pädagogischen Psychologie - eine wertvolle "Forbildungslektüre"

und ein hilfreiches Nachschlagewerk für die steigenden Anforderungen von ErzieherInnnen, Lehrkräften, Schulleitungen, Mentoren und Schulberatungsstellen:

Integrationsbemühungen von verhaltensschwierigen und sonderschulbedürftigen Kindern in Kindergärten und im Regelunterricht, stellen ErzieherInnen und Lehrkräfte vor anspruchsvolle, neue Aufgaben: Gutachten sind zu erstellen und Integrationsprogramme zu schreiben. Sprachlich retardierte Kinder sollen von ErzieherInnen gefördert werden und lernschwache Schüler mit Hilfe schriftlich dokumentierter Förderprogramme unterstützt werden.

Ständig wachsende weitere Aufgabenbereiche von LehrerInnen und ErzieherInnen, gehen zu Lasten der für die eigene Fortbildung verfügbaren Zeit. Das antiquierte, aus der Studienzeit stammende pädagogisch-psychologische Wissen - bedarf angesichts solcher Herausforderungen mehr als nur einer Aktualisierung. Für Betroffene sind insbesondere Zeit sparende Lösungen gefragt, denn:

Das Problem: Einzelstudien, zunehmende Spezialisierungen und Aufsplitterungstendenzen - auch in der pädagogischen Psychologie - erschweren den Zugang zu wichtigem alltagstauglichen Hintergrundwissen.
Fortbildungen für Erzieher und Lehrkräfte können nur Einzelaspekte aufgreifen, so dass eigene Bemühungen notwendig sind.


Das im März 2008 im Hogrefe Verlag neu erschienene Handbuch der Pädagogischen Psychologie bietet einen umfassenden, aktuellen und sprachlich leicht verständlichen Überblick zum aktuellen Stand des Faches.

Die 65 Themenbeiträge im Buch sind nach einer jeweils ähnlichen Struktur aufgebaut:
  • Klarer, transparenter Aufbau
  • leicht verständliche Sprache ohne überflüssigen "Fachjargon"
  • Merksätze
  • Definitionen
  • veranschaulichende Grafiken
  • Weiterführende Literatur zum Thema
  • Literaturliste Fachbücher,Fachartikel u. Studien
Im Anhang gibt es ein Autoren- und ein umfangreiches Sachregister

Jeder Themenbereich ist auf 10-12 Seiten komprimiert. Dadurch kann man sich schnell einen Überblick verschaffen. Wer gerne mit dem Internet arbeitet, bekommt passende Schlagworte für eine Online-Recherche. Die dargestellten Inhalte reichen aus, um Gutachten, Handlungen und Maßnahmen, Begründungen im Zusammenhang mit Lehramtsprüfungen und Schulinspektionen, entsprechend begründen zu können.

Im Unterschied zu Büchern aus der Pädagogischen Psychologie, welche vor ca. 20-30 Jahren herausgegeben wurden, zeichnet sich dieses Handbuch durch eine verständliche Sprache und an der pädagogischen Praxis orientierten Inhalte aus.

Für einen Preis von 59,90 € hat der Nutzer ein ständig verfügbares Nachschlagewerk und darüber hinaus ein Buch, welches manche pädagogische Entscheidung sowohl "wissenschaftlich" untermauern hilft, als auch in eine nützliche Richtung lenken kann.

Selbstverständlich ist das Buch auch ein hervorragendes Kompendium für Lehrende und Studierende des Faches "Psychologie".

Weitere Informationen zum Buch finden Sie auf den Seiten des Verlages:

Link zum Buch (Hogrefe Verlag)

Inhaltsverzeichnis (PDF-Datei):
(59K)

Einleitung (PDF-Datei):
(37K)
Leseprobe (PDF-Datei):
(132K)

Mittwoch, 9. April 2008

Lernen (6) Operantes Konditionieren - Ein Hund lernt Kommandos

Vielleicht haben Sie sich schon gefragt, warum hier ausgerechnet "Tiere" als Paradebeispiele für Lernvorgänge vorgestellt werden ? Sie möchten gerne wissen, wie der Mensch und nicht, wie das Tier lernt........

Weil die Grundlagen des Lernens bei Mensch und Tier gleich sind, stelle ich Ihnen die grundlegenden Vorgänge des Lernens auch am "Tierbeispiel" vor. Erstens kann dies - wie die vorangehenden Beispiele zeigen - sehr unterhaltsam sein. Und zweitens, da Tiere im Allgemeinen nicht in der Lage sind, über Dinge "nachzudenken", kann man die grundlegenden Lerntheorien daher auch am tierischen Lernen sehr viel besser verdeutlichen.

Heute geht es darum, wie man die gesehenen "Kunststücke" Tieren beibringen kann. Man braucht schon etwas Geduld, wie das im Video gezeigte Beispiel verdeutlicht:



Ich denke, dass ich an dieser Stelle nicht erklären muss, was hier "lernpsychologisch" gesehen geschieht, denn dies hat z.B. Martin Pietralla auf seiner Homepage zum Clickertraining bereits ausführlich getan:

Hier erklärt er, was man unter "operantem Verhalten" versteht und hier erklärt er warum das Tier überhaupt auf den Clicker reagiert.

Bianca Wittmann hat über dieses Thema eine Doktorarbeit geschrieben:

Bianca Wittmann, Diss. Magdeburg (2006)
Belohnung, Neuheitsdetektion und Gedächstnisbildung: Interaktion von dopaminergem Mittelhirn und medialem Temporallappen beim Menschen.

Hier gibt es die
Zusammenfassung und hier die ganze Doktorarbeit: Volltext

Montag, 7. April 2008

Lernen (5): Ein Papagei zeigt, was er alles kann - z.B. Golf spielen

Dieser Papagei kann einige Kunststücke. Er versteht die Kommandos, stellt sich tot, spielt Golf und Basketball.
Wichtig: Hören Sie genau zu, wie er ständig für die erfolgreichen Kunststücke gelobt wird.

Beim Lernen spielt das so genannte "Belohnungszentrum" eine große Rolle. Nicht nur unsere Haustiere, sondern auch wir selbst lernen sehr viel leichter und schneller, wenn wir für unsere Erfolge gelobt werden........Aber sehen Sie selbst:

Sonntag, 6. April 2008

Psychologisches Wunschkonzert

Auf der Suche nach anderen Psychologieblogs bin ich auf recht wenige Vertreter dieses Genres gestoßen.
Zunächst war dieser Blog mehr als "Nebenblog" speziell für psychologische Themen gedacht, welche insbesondere Erziehungswissenschaftler interessieren könnten. Es gibt ja genügend Blogger, welche über die Psychologie allgemein bloggen, so dachte ich. Das ist aber wohl so nicht zutreffend. So kam mir der Gedanke, diesen Blog thematisch zu "verbreitern" und Ihnen anzubieten, selbst Themen aus der Psychologie vorzuschlagen, welche Sie gerne in diesem Blog demnächst lesen würden.

Samstag, 29. März 2008

Lernen (4): Haubenkakadu tanzt mit "Choreographie" zur Musik

Heute kann ich Ihnen ein besonderes "Schmankerl" anbieten: verblüffend, wie dieser schmucke Vogel im Video seine Füßchen im Takt zur Musik bewegt, mit seinem kleinen Köpfchen wippt .......

Haben Vögel Rhythmusgefühl? Denn das braucht man , um diesen Tanz vorzuführen. Vermutlich hat sein(e) BesitzerIn fleißig mit ihm geübt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Und was heißt "Rhythmusgefühl" überhaupt? Wenn wir dem Vögelchen zuschauen, so sind seine Bewegungen genauso "getaktet", wie die Musik. Er schwingt synchron mit. Er kann dem Rhythmus der Musik folgen. Wie heißt es so schön: "Ein Rhythmus, wo man mit muss".... Ertappen Sie sich, wie Sie selbst anfangen, mitzuwippen?

Es macht riesig Spaß dem kleinen Kerlchen zuzuschauen.Bevor ich weiter auf die hier aufgeworfenen Fragen eingehe, genießen Sie erstmal diesen neuen "Augenschmaus":



Kommen wir wieder zurück zum zweifelsohne hier vorhandenen Gefühl für den Rhythmus und die passenden Bewegungen. Es gibt nämlich Menschen, welche - auch mit viel Übung - sich schwer tun im Rhythmus zu bewegen...Was weiß die Wissenschaft über diese Fähigkeiten?

Leider herzlich wenig. Das Verständnis und die Reaktion auf Musik und Rhythmus ist nach wie vor ein noch wenig erforschtes "Rätsel":

1. Rhythmus wird in der frühen Kindheit "eingeübt":

Zunächst kann ich eine Untersuchung anbieten, wonach die Fähigkeit einen Rhythmus zu spüren und zu interpretieren (d.h. betonte und weniger betonte Schläge voneinander unterscheiden zu können), bereits in der frühen Kindheit "eingeübt" wird. Das Wippen zum Rhythmus eines Liedes z.B. sorgt dafür, dass Kinder bestimmte Vorlieben entwickeln.
Ausführlich im Artikel von www.wissenschaft.de: wissenschaft.de - Hüpfen fürs Taktgefühl

2. Ein mangelndes Rhythmusgefühl ist (mit-)ursächlich für Leseschwäche

Die im Link vorgestellte Studie aus dem Jahre 2002 gibt Hinweise darauf, dass ein mangelndes Rhythmusgefühl dazu führen kann, dass Kinder sehr schwer lesen lernen. So stellten die Forscher fest, dass gute Leser im "Takt" bleiben, während die schlechten Leser den "Takt" nicht richtig erfassen können. Ich möchte diese Studie insoweit ergänzen, als dass es andererseits auch Studien gibt, welche belegen, dass Schüler mit Lese-/Rechtschreibschwäche (= Dylexie) eine deutlich schlechtere Hörfähigkeit haben. Diese könnte als Folge auch ein mangelndes Taktgefühl verursachen. Denn betonte und unbetonte Schläge voneinander zu unterscheiden, erfordert ein Mindestmaß an Hörfähigkeit. Bei dyslektischen Kindern ist die "Hörentwicklung" und die Hördiskriminationsfähigkeit oft nicht altersangemessen . Die Hörfähigkeit ist wichtig, um unterschiedliche, aber ähnlich klingende Laute unterscheiden zu können.
Auf die Entwicklung der Hörfähigkeit werde ich im nächsten Update auf meiner Homepage Neuropädagogik eingehen. Übrigens scheint es sich dabei einerseits um einen Reifungsprozess zu handeln, andererseits lässt sich die Hörwahrnehmung auch "trainieren". Musikalische Aktivitäten bereits im Kleinkind- und Vorschulalter dürften hier durchaus förderlich sein (=> Plastizität des Gehirns!).
Link zum erwähnten Beitrag:
NETZEITUNG | GEN UND MENSCH: Leseschwäche mangels Rhythmusgefühl: "Leseschwäche mangels Rhythmusgefühl

Und noch ein Beitrag zum Rhythmus auf wissenschaft.de. Hier geht es um die entspannende Wirkung von beruhigenden Rhythmen :

3. Langsame Rhythmen können helfen, die Atmung und den Herzschlag zu beruhigen

Musik ist gut fürs Herz. Das schließen Forscher aus Italien und England aus einer kleinen Studie an 24 Probanden. Mehr die Geschwindigkeit des Rhythmus und weniger die Stilrichtung des Stücks ist dabei maßgeblich für die Wirkung. So wirke langsame Musik beruhigend auf den Körper, während schnelle Stücke den Blutkreislauf des Zuhörers antreibe, schreiben Luciano Bernardi von der Universität in Pavia und Peter Sleight vom John-Radcliff-Krankenhaus in Oxford."
Ausführlich:
wissenschaft.de - Herzallerliebst: Musik

Meine Beiträge hier dürften nur eine Auswahl dessen sein, was zu diesem Thema geboten werden könnte. Sollte jemand hier noch etwas beisteuern können, nur zu ;-)

P.S.: Nun wurde ich von einem Fachmann informiert, dass es sich hier um einen Haubenkakadu handelt, d.h. eine Papageienart. Nymphensittiche seien farbig und auch kleiner. Aber auch diese Angabe - was die biologische Gattung anbetrifft - geschieht von mir hier ohne Gewähr ;-)

Donnerstag, 27. März 2008

Lernen (3): Ein Papagei löst "Menschenaufgaben"

Bildquelle: Pixelio Thomas Max Müller
Tierisches Können: Der rätselhafte Papagei"Ten, eine sechsjährige Ara-Dame, bringt die Besucher eines Botanischen Gartens in Tokio zur Verzweiflung. Sie löst ein Puzzle schneller als die Menschen."

Es geht um ein motorisches Puzzle aus Metallringen, welche scheinbar untrennbar miteinander verbunden sind. Die Menschen brauchen ca. eine Stunde, bis sie die Ringe erfolgreich getrennt haben. Die Ara-Dame hatte das notwendige Interesse damit zu spielen und schaffte die Trennung der Ringe wohl nach einigen Tagen. Im Video wird gezeigt, wie sie nun in den Wettstreit mit den verblüfften Erwachsenen geht. Bildquelle: Pixelio fotofun4you

Aras sind bekannt für ihre hervorragenden feinmotorischen Fertigkeiten, welche
auch in diesem Experiment gebraucht werden. Aras schaffen im gelungenen Wechselspiel zwischen ihren Krallen, Schnabel und Zunge, Nüsse zu knacken und die Einzelteile herauszuholen.

Das Metallpuzzle lässt sich über Versuch und Irrtum lösen. So machen es die Menschen, so machte es der Ara. Entsprechend seiner geringeren geistigen Fähigkeiten brauchte er mehrere Tage um das Puzzle-Rätsel zu lösen, der Mensch schafft es in einem Bruchteil der Zeit. Verblüffend an diesem "Experiment" oder "Spiel" ist die Fähigkeit der Ara-Dame, dass sie dank eines "Langzeit-Gedächtnisses" ihre Fertigkeit nun immer wieder vorführen kann und dass es sich dabei um eine Aktivität handelt, woran normalerweise Aras kein Interesse haben.



Lernpsychologisch gesehen, ist mit diesem Versuch nichts Neues bewiesen. Tiere, auch sehr kleine, können etwas lernen und behalten. Was man hier gut erkennen kann, ist dass auch Tiere nicht "nur" instinktgeleitet handeln, sondern neben wichtigen überlebensnotwendigen Fähigkeiten auch völlig Nutzloses lernen können.

Sie können sich Dinge nicht nur kurz merken (Kurzzeitgedächtnis), sondern sie haben ebenso wie Menschen die Fähigkeit etwas längerfristig zu behalten (Langzeitgedächtnis).

Lernpsychologisch gesehen handelt es sich um einen operanten Konditionierungsvorgang. Was dies genau ist, werde ich in einem weiteren Posting erklären.

Mein Dank gilt hier Christian Reinboth, denn sein Email-Tipp sorgte für diesen Eintrag. Er ist bei den deutschen Scienceblogs im wahrsten Sinne des Wortes für den "Frischen Wind" verantwortlich ;-)

Lernen (2): Was Tiere können - darüber kann man nur staunen....

Walnussgroße Gehirne - aber so viele Lernfähigkeiten. Sie sprechen Worte, verstehen die Kommandos und die Fragen des Menschen, sie antworten, tanzen und wippen im Takt zur Musik.

Tierische Intelligenz, wie weit geht sie? Was geht hinter diesen kleinen Köpfchen vor sich?
Im Film antwortet der Papagei. Versteht er die Fragen, oder versteht er sie nicht? Alles nur Drill oder das Ergebnis von "Denkvorgängen". Einfache "Denkvorgänge"?

Immer noch sind diese Dinge ein Rätsel. Schnell hat man sich den sogenannten höheren kognitiven Prozessen beim Menschen zuwandt, als man die behavioristischen Lernforschungen an Tieren für ausreichend empfunden hatte....zu Recht? Sehen Sie selbst, welch verblüffende Dinge "Einstein" uns hier präsentiert:



Die deutsche Fassung des Filmes finden Sie auf Youtube hier

Ein aktueller Spiegel-Artikel zur tierischen Intelligenz:
SPIEGEL ONLINE INTELLIGENZ
Was Tiere denken
Hunde, die bis zu 300 Wörter verstehen, Papageien, die ihre Wünsche auf Englisch artikulieren, Krähen, die Werkzeuge basteln - Forscher plädieren für mehr Bescheidenheit, denn neueste Erkenntnisse zeigen: Intelligenz ist nicht für Primaten oder Säugetiere reserviert.

Mittwoch, 26. März 2008

Lernen (1) - nicht nur Menschen können "denken" .....

In nächster Zeit werde ich an dieser Stelle darüber berichten, wie der Mensch und das Tier lernt. Wie erklärt die Psychologie "Lernen", auf welche Weise geht "Lernen" und "Denken" vor sich? Welche Lernfähigkeiten besitzen Tiere und Menschen?

Viele Lernprozesse wurden zunächst in Tierversuchen untersucht. Mit Tieren konnte man experimentieren, ohne in moralisch-ethische Schwierigkeiten zu kommen. Angefangen hat die streng empirische Lernforschung (=Behaviorismus) vor ca. 100 Jahren mit Experimenten, welche das Lernen mit Hilfe von Belohnungen (=z.B.Futter) oder in der Kombination Belohnung und Bestrafungen (=Schmerzreize)untersuchten. Um das Tier mit Futter zu belohnen, musste es hungrig sein.

Im folgenden Beispiel ist eine hungrige Taube zu sehen und ihr Futter hängt in einer für die Taube unerreichbaren Höhe. Ein Holzklotz könnte Abhilfe schaffen..... Aber ist die Taube so clever, dass sie den Klotz zur Hilfe nehmen kann?
  • Beobachten Sie die Taube, wie dies einst die ersten Lernforscher Thorndike, Pavlov, Watson und Skinner taten.
  • Wann kommt der Taube der "Gedanke" dass sie den Klotz als Werkzeug nutzt? Sehen Sie selbst:




Wann hatte die Taube ihren "Gedankenblitz"? Sind Sie erstaunt, dass ein so kleines Tierchen mit einem Gehirn in der Größe einer großen Perle so viel zu leisten vermag?
Was meinen Sie?

Dienstag, 25. März 2008

Rezension: Angewandte Theorien des Lernens

Klassische Lerntheorien Grundlagen und Anwendungen in Erziehung und Psychotherapie
Guy Bodenmann / Meinrad Perrez / Marcel Schär / Andrea Trepp
2004, 299 S., 29,95€
Kt ISBN: 978-3-456-84073-4

Inhaltsangabe im PDF:
Verlagsangaben

Das Buch der Autoren Guy Bodenmann & Koll. unterscheidet sich von herkömmlichen Büchern über Lerntheorien in einem entscheidenden Punkt:

Die Theorien werden nicht nur im einzelnen vorgestellt und diskutiert, sondern ihre Bedeutung wird unter Schilderung ihrer Anwendung in pädagogischen, psychologischen und klinisch- psychologischen Arbeitsfeldern, erläutert. Aufgrund dieser Besonderheit bleiben, wie dies bei Theorien gerne der Fall ist, die Inhalte nicht in abstrakten und damit anwendungsfernen "Paukübungen" hängen. Fragen nach jedem Kapitel helfen das neu erworbene Wissen zu strukturieren und das Verständnis zu vertiefen.

Wesentliche Inhalte sind (siehe auch Inhaltsangabe im PDF-Format):
  • Definition des Lernens und seine Abgrenzung zu anderen Konstrukten
  • Voraussetzungen des Lernens (Gedächtnis, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Motivation, Intelligenz, Stimulation, Bindung)
  • Vorstellung der Lerntheorien mit anschließenden praktischen Anwendungsbeispielen in alltäglichen, pädagogischen und therapeutischen Kontexten, sowie anschließenden Wissens-und Verständnisfragen
Vorzüge des Buches:
Klarer, schrittweiser Aufbau: An erster Stelle werden Definitionen und lernpsychologische Grundbegriffe geklärt. Die einzelnen Lerntheorien beginnen mit einer Biographie ihrer jeweiligen Vertreter. Es werden die Grundbegriffe und Inhalte der jeweiligen Lerntheorien dargestellt und für die Lerntheorien bedeutsame Einflussfaktoren genannt. Zusätzliche Beispiele in verschiedenenAnwendungsfeldern der Pädagogik, Psychologie,Sozialpädagogik und Klinischen Psychologie tragen zum besseren Verständnis der vorgestellten Theorien bei.

Hervorzuheben sind die sehr klare, analytische Gliederung, die In-Bezug-Setzungen zu Anwendungen in verschiedenen Lebensbereichen, so dass der Studierende oder Lernende nicht nur die Lerntheorien kennen lernt, sondern sie in Ihrer praktischen Bedeutsamkeit verstehen kann.

Schwächen des Buches:
Die klare analytische Struktur des Buches ist leider mit dem Nachteil einer sehr starken fachsprachlichen Ausrichtung verbunden. Die Absicht der Autoren, die Begriffe klar zu definieren und abzugrenzen führt zu einem sehr trockenen sprachlichen Ausdruck. Vorteil ist zwar einerseits, dass mit wenig Worten die Dinge klar beschrieben werden, was andererseits jedoch auf Kosten der leichten Lesbarkeit des Textes geht.
Für Studierende sind die Fragen am Schluss eines jeden Kapitels einerseits eine sinnvolle Lernhilfe (z.B. zu Wiederholungszwecken), andererseits sind die Fragen sehr offen gestellt. Diese Offenheit kann irritierend wirken, da die vorausgegangenen Erläuterungstexte zum Teil für die abschließende Beantwortung der Fragen viel zu kurz erscheinen. Gewünscht hätte ich mir, dass die verschiedenen Lerntheorien hinsichtlich ihrer Möglichkeiten, Grenzen und Reichweiten etwas mehr kritisch hinterfragt worden wären.

FAZIT:
Lerntheorien werden in Lehre und Studium oft lebensfremd und viel zu abstrakt vermittelt. Das Buch der Autoren Guy Bodenmann / Meinrad Perrez / Marcel Schär / Andrea Trepp füllt eine große Lücke auf dem Buchmarkt zum Thema Lerntheorien, weil die Bedeutung der theoretischen Vorstellungen anhand von Anwendungsbeispielen in verschiedenen Kontexten verdeutlicht werd. Die klare, analytische Fachsprache ermöglichte den Autoren eine kurze und straffe Darstellung der Lerntheorien, so dass das Buch ein ideales Kompendium für Studierende darstellt.

Samstag, 22. März 2008

Klug, neugierig und fit für die Welt

N. Herschkowitz, E. Chapman Herschkowitz: Klug, neugierig und fit für die Welt - Gehirn- und Persönlichkeitsentwicklung in den ersten sechs Lebensjahren
- Herder spekturm 2006, 336 Seiten - ISBN 978-3-451-05686-4- 11,90 €

Klappentext:
"Was geschieht im Kopf von Kindern, wenn sie sprechen und laufen lernen, zum ersten Mal lächeln oder "Nein" sagen? Und was können Eltern für einen guten Start ins Leben tun? Die Gene sind nicht alles - das Gehirn entwickelt sich auch aufgrund der Erfahrungen , die Kinder in ihrer Welt machen. Die ersten sechs Jahre sind besonders wichtig. Die Autoren erklären, wie sich das Gehirn entwickelt: Was ist bei der Geburt schon da; welche neuronalen netzwerke werden wann geknüpft? Erfahrung kann diese Netzwerke stärken oder schwächen. Darum brauchen Kinder Menschen, die förderliche Erfahrungen zum richtigen Zeitpunkt möglich machen - und die wissen, dass zuviel "Frühförderung" auch kontraproduktiv sein kann. Das Grundlagenbuch für alle, die wissen wollen, wie man Kinder optimal in ihrer Entwicklung unterstützt."

Das Autorenehepaar überzeugt durch seinen fachlichen Hintergrund: N. Herschkowitz als Kinderarzt, Forscher und Neurowissenschaftler und E. Champan-Herschkowitz als Lehrerin.

Ihr Buch vereint aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur kindlichen Entwicklung und die ansonsten oft nur in populärwissenschaftlicher Literatur zu findende gleichzeitig unterhaltsame und informative Lesart
Das Besondere an diesem Buch ist die gelungene Kombination wissenschaftlicher Ergebnisse mit Entwicklungsinformationen und deren Umsetzung in einen nützlichen Elternratgeber. Kurz: Unterhaltsamer Elternratgeber und wissenschaftliche Entwicklungspsychologie in einem Band. Und damit wohl einmalig auf dem Buchmarkt.

Besonderheiten:
+ Sprache leicht verständlich, unterhaltsam
+ aktuelle Wissenschaft auch für Laien gut verständlich
+ nützliche Erziehungstipps zu typischen Problemen
+ Orientierung für werdende Eltern und junge Eltern, sowie ErzieherInnen
+ gutes Preis-Leistungsverhältnis

Hinweis für ErzieherInnen:
Das Buch eignet sich hervorragend zum Einstieg in die Entwicklungspsychologie vom Säugling bis zum Ende des Vorschulalters. Leicht lesbar, weil die Autoren auf psychologische und neurowissenschaftliche Fachausdrücke weitgehend verzichten, zeichnet sich das Buch durch die praktischen - am aktuellen Stand der Wissenschaft ausgerichteten - Erziehungsvorschläge aus.

Samstag, 1. März 2008

Intelligenz bei Tieren - Wo Tiere den Menschen überlegen sind...

*Bild 3 Sat: Sendung: Kognitionsforschung - Intelligenztests bei Tieren
Der richtige Dreh: Krallenäffchen greifen geplant zu, können aber trotzdem keine Werkzeuge nutzen
Krallenaffen nutzen ihre motorischen Fähigkeiten vorausschauend: Greifen sie nach einem Gefäß mit einer Leckerei, bei dem die Öffnung nach unten weist, packen sie mit gedrehter Hand so zu, dass sie das Gefäß gleich wenden können. Das haben amerikanische Forscher beobachtet. Solch ein vorausschauendes Planen der Bewegungsabläufe hatten Wissenschaftler bislang nur von Menschen gekannt. Diese Eigenschaft ist notwendig, um sich Werkzeuge zunutze machen zu können.
Zitat - Quelle: Newsticker "www.wissenschaft.de" target="_blank" 08.12.2007 - Ausführlich
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/286259.html

und hier noch etliche weitere, hochinteressante Belege für die Intelligenz der Tiere bei
3 Sat-online und Nano:
Tierisch klug: Emotionen und Verstand bei Tieren - Nicht nur Primaten können es zu erstaunlichen Lernleistungen bringen

Intelligenz und Gefühle - Haustierbesitzer unterstellen sie ihren Lieblingen gerne, doch auch die Wissenschaft findet mehr und mehr Hinweise auf animalische Intelligenz. Die spricht man im Grunde neben dem Menschen nur seinen nächsten Verwandten, den Primaten, zu, allenfalls Delfine kommen noch in die engere Auswahl. Doch kognitive Leistungen sind im Tierreich weiter verbreitet, als man auf den ersten Blick vermuten möchte - und halten auch einer wissenschaftlichen Prüfung stand.

Dass Tiere uns sogar in einigen Bereichen überlegen sein können - insbesondere, wenn es um bestimmte Sinneswahrnehmungen geht - ist leider nur zum Teil (z.B. Geruchssinn bei Hunden) bekannt. Wusstest Du/Sie, dass der Wanderfalke aus 100 m Entfernung einen 1,2 cm großen Gegenstand sehen kann? Oder dass die Grubenotter die Maus an Ihrem "Wärmebild" auch im Dunkeln findet?

Nähere Informationen und Bilder dazu gibt es hier: http://neuropaedagogik.de/html/wahrnehmung_ii.html


Ich heiße Rheto und bin vom vielen Lesen richtig müde geworden....gähn....Außerdem ist das Lesen auf dem Boden auch nicht bequem...

Sonntag, 24. Februar 2008

Hoppla! Schimpansen haben ein besseres Gedächtnis für Zahlen

*Pixelio- Bild von Babsnrw
Schimpansen können sich schneller und besser Zahlenreihen merken als Menschen. Das haben japanische Verhaltensforscher in Experimenten nachgewiesen, bei denen den menschlichen und tierischen Probanden an einem Bildschirm Zahlenmuster gezeigt
wurden. Die Affen konnten sich nach dem Ausblenden der Zahlen besser an deren Anordnung erinnern als die Studenten einer japanischen Universität. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen mit ihren kognitiven Fähigkeiten den Tieren nicht generell überlegen seien.
Zitat - Quelle: Newsticker "www.wissenschaft.de" Ausführlich: hier und bei Spektrum: hier

Ich meine, dass hier ein schönes Beispiel gegeben wird, wie "gekonnt" Forschungsergebnisse von Forschern in den Fokus der Medien gebracht werden und dabei auch "Verkürzungen" in Kauf genommen werden."Schimpansen haben ein besseres Gedächtnis für Zahlenreihen als der Mensch" .......wer kommt da nicht ins Staunen ! Müssen wir uns nun bezüglich unserer geistigen Fähigkeiten hinter den Schimpansen einordnen? Ein schrecklicher Gedanke - unsere überlegene Spezies rutscht auf Platz 2!!
Aber........

Wer das Kommentar aufmerksam liest, bleibt an der Bemerkung: "Diese Fähigkeit, Bilder in allen Details kurzzeitig im Gedächtnis zu behalten, wird immer wieder auch bei Kindern beobachtet...." hängen.

Also: Schimpansen haben doch kein besseres Gedächtnis als Menschen(kinder) ?

Wo liegt hier der Denkfehler?

Um die Ergebnisse richtig zu interpretieren erinnert sich vielleicht mancher daran, dass Entwicklungspsychologen nach Schuleintritt bei Kindern eine "Rückentwicklung" ihres hervorragenden Bildgedächtnisses beobachtet haben. Man denke nur daran, wie die "Kleinen" grundsätzlich jeden Erwachsenen bei jedem Memory-Spiel in die Ecke stellen. Also was soll man jetzt davon halten?Wo liegt hier der Fehler? Vielleicht daran, dass die Schimpansen - nach intensiver Übung der Fähigkeiten vergleichbar sind mit Vorschulkindern, aber nicht mit Erwachsenen?

Vielen Dank Don Quijote* für die Links zum Schimpansengedächtnis, denn nun kannst Du / können Sie hier dem Affen beim Zählen zuschauen. Und wer seine Fähigkeiten selbst einmal erproben möchte, kann hier mit etwas weniger Zahlen einmal "üben".

Wir haben ein paarmal das Video angeschaut, mit welchem Tempo dieser die 9! Quadrate in der richtigen Reihenfolge mit einer “affenartigen” Geschwindigkeit findet.
Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass der Affe bereits im Voraus weiß, in welcher Reihenfolge er die Quadrate antippen muss, d.h. er könnte die immer wiederkehrenden Folgen auch auswendig gelernt haben. Vermutlich heißt es auch hier wieder. Traue keiner Forschung, die Du nicht selbst gefälscht hast. Ob es sich hier um echte und ernsthafte Forschung handelt und nicht um einen Fake - vermutlich werden wir es nicht erfahren. Zumindest widerspricht dieses Ergebnis, den Erkenntnissen der “menschlichen” psychologischen und neurowissenschaftlichen Gedächtnisforschung wonach der Mensch max. 5-7 Items im “Hirn” behalten kann.

Don Quijote geht davon aus, dass es sich um einen seriösen Forschungsbericht handelt und empfiehlt:
Hier ein Artikel aus dem Guardian dazu, den ich auf die Schnelle gefunden habe. Interessant ist, dass Ayumu anscheinend die Ausnahme war. Ältere Affen (so einer wäre ich auch) hatten viel mehr Schwierigkeiten und waren um einiges langsamer. Die kurze Zeit die er brauchte um die Zahlen zu erkennen scheint die Forscher auch überrascht zu haben. (Hervorhebungen von mir)
______________________________________________________

Auf den Blog von Don Quijote* möchte ich an dieser Stelle aufmerksam machen: Seine Blogbeschreibung:
"In den meisten Blogs wird Politik vor allem aus einer aktivistischen Perspektive kommentiert und internationale Politik kommt sowieso viel zu kurz. Es gibt kaum Sozialwissenschaftliche Blogs auf Deutsch. Schweizer scheinen allgemein rar zu sein in der Blogosphäre. Dieses Blog ist ein bescheidener Versuch in dieser Nische zu schreiben."

Samstag, 23. Februar 2008

Lach Dich gesund: Von der Gelotologie zur Lachtherapie und Lachyoga

Die Kommerzialisierung der Gelotologie: Zunehmend entwickeln sich Wissenschaftsdiziplinen, welche bestimmte Aspekte unseres Menschseins zur Grundlage ihrer Forschungsdisziplin erklären. Ergebnisse aus diesen Disziplinen führen gerne zu Verallgemeinerungen, ein Teilaspekt "menschlichen Reagierens und Funktionierens" wird "hochgerechnet" auf den Menschen als Ganzen. Und schon gibt es wieder eine neue Möglichkeit gutgläubigen Laien vollmundige Wirkungsversprechen zu machen und ihnen den Geldbeutel zu erleichtern:
Abb.: Pixelio 218496 - OpaRolf

Zum Bericht aus der Wochenzeitung "Die Welt":

Zitat: Warum Lachen gesund und glücklich macht
Die Medizin ist kostenlos und frei von Nebenwirkungen: Lachen ist gesund – das beweisen immer mehr Studien. Mit einem kurzen "Haha Hihi" ist es jedoch nicht getan. Je länger und je öfter man lacht, desto intensiver sind die Effekte - und die sind erstaunlich heilsam.
Wissenschaftlich untersuchte und bestätigte Wirkungen:
  • Reduktion der Stresshormone Adrenalin und Kortisol
  • Ausschüttung Glückshormon Serotonin
  • Stärkung der Immunabwehr: Aktivierung der T-Lymphozyten
  • Aktivierung Gamma-Interferon (soll die Vermehrung von Tumorzellen verhindern)
Behauptete Wirkungen der Lachtherapeuten( Zitat - ausführlich: hier)
  • anhaltende Verbesserung der Grundstimmung (heiterer, optimistischer)
  • stress-entlastende, entspannende Wirkung; man wird besser mit den Belastungen des täglichen Lebens fertig
  • in Gruppen und Teams anhaltende positive Veränderungen des sozialen Klimas
  • bei regelmäßigem Training am Arbeits- oder Ausbildungsplatz Förderung der Motivation und der Verbundenheit mit den Kollegen/Innen und der Firma, Schule, usw.
  • körperliche Gesundheit:
    wenn durch regelmäßiges hoho-haha Training eine dauerhafte Verbesserung der Grundstimmung erreicht wird,
  • können dadurch negative Effekte von Sorgen, Deprimiertheit und Stressbelastung auf die körperliche Gesundheit verhindert oder zumindest abgeschwächt werden
  • dadurch sind Verbesserungen des körperlichen Wohlbefindens, in Krankheitsverläufen und Genesungsprozessen möglich
    vor allem kann erwartet werden: Erleichterung bei (chronischen) Schmerzen, Blutdruckregulierung
  • bei Schwerkranken kann häufiges Lachen durch das schöne Erlebnis während des Lachens, durch Ablenkung und durch eine längerfristige Verbesserung der Grundstimmung wesentlich zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen
    Voraussetzung für diese Wirkungen ist regelmäßiges Training, bei dem auch regelmäßig ein Zustand der Erheiterung erreicht wird.
  • weitere Effekte können unter Umständen dadurch erzielt werden, dass Lach-Yoga Übungen mit einer zumindest geringfügigen körperlichen Betätigung und einer verstärkten Atmung verbunden sind. ( Zitat Ende)
Schlussfolgerungen der Lachtherapeuten: Lachen als "Therapie" bewirkt eine Steigerung der Immunabwehr, baut den Streß ab und eine "Selbstmedikation" bei Depressionen
==> Entstehung eines neuen "gewinnbringenden Moduls auf dem "Psychomarkt"
  • Ausbildung zum Lachtherapeuten
  • Lachseminare, veranstaltet von ausgebildeten Lachtherapeuten
Wirkungsversprechen der Lachtherapeuten zum "Lach-Yoga" (Zitat):
"Körperliche und seelische Gesundheit wird genauso gefördert wie mentale Energien. Durch das Lachen finden wir leichter Zugang zu Kreativität, Intuition und unbewußten Potentialen. Humor, Kontaktfreude und gegenseitige Akzeptanz werden entwickelt und verstärkt.
Indem die Gefühlsebene aktiviert wird, entsteht ein liebevollerer Umgang mit sich selbst und auch mit unseren Mitmenschen. Die Abwehrkräfte des Körpers werden gestärkt und die Lebensfreude wird erhöht.""Jeder kann die einfachen Übungen erlernen. Lachen hat keine schädlichen Nebenwirkungen." (außer für Asthmatiker, schwer herzkranke Patienten - seltene Fälle des "Totlachens") Ausführlicher hier
"Lach-Therapie" kostenlos und frei von Nebenwirkungen ;-)):
Die "Zeit" zum Thema Lachen im Fernsehen: hier

Kommentar und Kritik:
Merkwürdig ist, dass hier "nur" ein Teilaspekt des Menschseins, das "Lachen", zu therapeutischen Zwecken genutzt wird und dennoch der Anspruch an Ganzheitlichkeit gestellt wird. Lachen wird künstlich produziert und in Seminaren geübt. Ja richtig, das Lachen ansich ist kaum schädlich. Außer für einige Asthmatiker, die manchen Lachanfall mit einem Asthmaanfall quittiert bekommen. Sie müssen ihr Glücksempfinden auf anderem Wege "produzieren", oder besser leben, als innere Einstellung und nicht nur als äußerlich wahrnehmbares Phänomen.
Betrachten wir die wissenschaftlichen Ergebnisse der Gelotologen und die behaupteten Wirkungen der Lachtherapeuten und Seminaranbieter, so fällt auf, dass die angenommenen Wirkungen der Therapeuten weit über das hinaus gehen, was die Wissenschaftler festgestellt haben.
Nun bekommt das Lachen Wirkungen zugeschrieben, welche - wissenschaftlich belegt - nur bestimmte weitaus komplexere Therapieformen der kassenzugelassenen Psychotherapie zu leisten vermögen.

An der Schnittstelle "Lachen um das Leben zu bereichern" und "Lachen als Therapie" liegt auch meine Kritik am "kommerzialisierten Lachen", nämlich:
Familiäre Probleme, Depressionen, chronische Schmerzen, die Situation am Arbeitsplatz und die komplexe psychische Belastung chronisch Kranker lässt sich nicht einfach "weglachen", wie dies die Lachtherapeuten suggerieren möchten.
In den genannten Bereichen kann "lachen" sicherlich nützlich sein, aber die Dinge sind zu komplex, als dass sich hiermit "therapeutische Effekte" erzielen ließen im Sinne einer Behebung der familiären Probleme, Depressionen und Schmerzen etc.
Die o.g. Betroffenen haben Anspruch auf eine weit wirkungsvollere Therapie und die Kosten werden von gemeinnützigen Einrichtungen (Familienberatungsstellen) und/oder von der Krankenkasse übernommen.

FAZIT:
Wer das "Lachen" erst in Seminaren lernen muss, hat meines Erachtes so große Probleme, dass eine Therapie am Symptom nicht mehr ausreicht. Den größten Nutzen dieser Therapie allerdings ziehen ohne Zweifel die Lachtherapeuten selbst........